Kosten/NutzenVorbemerkungen Mit der raschen Zunahme der (Auto-)Mobilität wurde das Fahrrad immer mehr verdrängt, zugleich wurde entsprechend weniger in den Erhalt des Radwegenetzes investiert. Gleichwohl ist Leverkusen seit vielen Jahren Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der „fahrradfreundlichen Städte“. Die Balkantrasse Im gleichen Maße, wie diese Verkehrsstraße den wachsenden Individualverkehr aufnahm, sank die Bedeutung des Personentransports auf der Bahnstrecke – in den 1990er Jahren wurde diese stillgelegt; auf Leverkusener Stadtgebiet wurden auch bald die Schienen entfernt. Viele Versuche, die Bahnlinie neu zu beleben, scheiterten. Weil die Deutsche Bahn die Bahnstrecke sich selbst überließ, wucherte die Trasse alsbald zu. Neue Bahnstadt Insofern „passt“ auch diese Anbindung und würde sich nahtlos in die Neue Bahnstadt einfügen – mit direkter Anbindung an das „Grüne Kreuz“, die geplanten Grünflächen und –anlagen, die die Bahnstadt künftig gliedern sollen. Auch infrastrukturell macht die Anbindung der Balkantrasse an die Neue Bahnstadt Sinn. Das FörderprogrammIn den Jahren 2007/08 legte das Land NRW ein Förderprogramm auf: das „Alleenradwegeprogramm“. Danach sollten solche und ähnliche stillgelegten Nebenstrecken der Bahn reaktiviert werden, indem diese Trassen zu Rad- und Wanderwegen ausgebaut werden. Mit der Durchführung des Förderprogramms wurde die Essener Bahnflächenentwicklungsgesellschaft (BEG) – eine Tochter des Landes und der Deutschen Bahn – beauftragt. Die BEG stellte das Programm vor, viele Kommunen zeigten sich interessiert, darunter auch Leverkusens Nachbarkommunen – und Anliegergemeinden der Balkanstrecke – Burscheid, Wermelskirchen und Remscheid. Alle drei Städte haben das Projekt mittlerweile beschlossen, der Rad- und Wanderweg wird zwischen Burscheid-Kuckenberg und Remscheid mit öffentlicher Förderung gebaut. Es fehlt der – mit Blick auf das regionale Radwegenetz zwingend notwendige - Lückenschluss in Leverkusen. Vorteile und Nutzen Die Chancen, solch einen Tourismusmagneten auch in einem Ballungsgebiet zu installieren, erscheinen vor allem für Leverkusen reizvoll – zur Image-Verbesserung ebenso wie als „weicher“ Standortfaktor für die Wirtschaftsförderung. “Spinne im Netz“ Mehrwert durch Radtourismus Vor allem Bergisch Neukirchen und Opladen als Endpunkt der Trasse können profitieren: von Besuchen in Gaststätten, Restaurants und Dienstleistungsbetrieben ebenso wie von Kunden - vor allem in den Geschäften der Opladener Fußgängerzone und darüber hinaus. An der Trasse verteilte Wegweiser/ Einkaufsführer können das noch befördern. Neuere Untersuchungen, die die Besuchsfrequenz beim Wert der Einkäufe berücksichtigen, zeigen, dass Radfahrer besonders viel Geld beim Einzelhandel lassen. Devise: Einkaufen vor Ort statt mit dem Auto entfernte Einkaufszentren/Verbrauchermärkte anzusteuern. Image-Förderung Beispiele:
Was aus Richtung bergisches Land funktioniert, gilt ebenfalls für die Gegenrichtung – also die zu erwartende „Abschöpfung“ von Radtouristen von der Rheinschiene, aus Köln („Köln-Tourismus“) und darüber hinaus. Wiesdorf bzw. Opladen sind z.B. von Köln aus binnen 15 – 20 Minuten bequem mit der Deutschen Bahn zu erreichen. In den Nahverkehrszügen ist die Radmitnahme durchweg möglich, so dass Tagesausflügler ihre Rückreise jeweils mit der Bahn erledigen können. Dabei kann und sollte natürlich Leverkusen auch selbst aktiv werden, um auswärtige Besucher auf dem Fahrrad über die Balkantrasse in die Stadt zu holen: Aus Richtung Bergisches Land mit dem Lockmittel, am Ende der Balkantrasse auf ruhigen Fluss-Radwegen entlang von Wupper und Dhünn bis zum Rhein fahren zu können – und evtl. weiter Richtung Köln/Bonn oder Düsseldorf; Aus Richtung Köln mit der Aussicht, binnen kürzester Zeit einen zu allen Jahreszeiten wunderschönen Ausflug in Bergische Land unternehmen zu können (Einbindung von „Köln-Tourismus“). Sichere Infrastruktur Vor allem für Schüler ist das Radfahrern eine große Mobilitätschance, die vor dem Hintergrund zunehmenden Bewegungsmangels sogar gezielt gefördert werden müsste (Gesundheitsvorsorge). In Opladen sind zahlreiche Schulen ansässig, die auch von vielen hundert SchülerInnen aus dem Umland besucht werden; insbesondere Bergisch Neukirchen und Burscheid werden geradezu ideal an Opladen angebunden. Auch für Studenten, die demnächst in der Neuen Bahnstadt studieren und im Umland wohnen, ist die Balkantrasse attraktiv. Wohnen und Arbeiten Eine familienfreundliche Infrastruktur bedeutet ein Mehr an Lebens- und Wohnqualität und schafft erhöhte Anreize, dass Familien sich bevorzugt in diesen Stadtquartieren ansiedeln. Dazu tragen nicht zuletzt die gute Erreichbarkeit des neuen Freizeitbades Wiembachtal und von NaturGut Ophoven mit dem Fahrrad bei. Weniger Autoverkehr in diesem Bereich bedeutet eine geringere Belastung für die Anwohner (Ev. Altenheim!). Klima und Lärmschutz Zum Thema Klimaschutz: Leverkusen betreibt ein Klimaschutzprogramm („Klimaschutz – jeder, jeden Tag“) und will dies auch weiter entwickeln. Mehr Radverkehr bedeutet weniger CO2-Belastung und weniger Feinstaub und Schadstoffe. Lärmschutz: Mehr Radverkehr bedeutet ebenso weniger Lärm und unterstützt damit Leverkusens Bemühungen für einen verstärkten Lärmschutz (Lärmschutzprogramm). Schlussbemerkung Der Ausbau zu einem Geh- und Radweg, der über das erwähnte Förderprogramm die Kommune nur rund 400.000.- Euro kosten würde, stellt eine - schon jetzt absehbar - lukrative Investition dar. Nach einer Studie des Europäischen Tourismus-Instituts an der Universität Trier über die „Regionalwirtschaftlichen Effekte des Radtourismus in Rheinland-Pfalz“ amortisieren sich die Ausbaukosten solcher Radwege binnen weniger Jahre – gemessen an der Wertschöpfung und Schaffung neuer Arbeitsplätze. Der besondere – lokale - Vorteil der Balkantrasse: Leverkusen könnte zur Drehscheibe für den Radtourismus sowohl aus dem Bergischen wie aus dem Rheinland werden und somit Ziel für Tagesgäste und Radwanderer gleichermaßen sein. (Jürgen Wasse) |