Die Balkantrasse

Nicht nur bei uns fuhr ein Balkan-Express.
Foto: Peter Willwacher

Radwege auf stillgelegten Eisenbahnstrecken 
Es ist schon ein ganz besonderes Erlebnis, mit dem Rad auf einer alten Bahntrasse unterwegs zu sein: sanfte Steigungen und Kurvenradien, Ausblicke von den Bahndämmen und Viadukten, das Durchfahren von schattigen Einschnitten und Tunneln. Was bisher schon vielen Teilen Deutschlands und Europas erfolgreich praktiziert wird (Verzeichnis deutscher und internationaler Bahntrassenwege: www.bahntrassenradeln.de), soll nun auch in der Region verwirklicht werden, um das Bergische Land für Radwanderer zu erschließen - und zwar über die Trasse des ehemaligen „Balkanexpress". Das Leverkusener Teilstück der Balkantasse ist dabei ein wichtiges Bindeglied.

Balkanexpress an HP Bergisch Neukirchen
Foto: www.drehscheibe-foren.de

Die Balkantrasse
Als „Balkanexpress" wird im Volksmund die aufgegebene Bahnlinie von Leverkusen-Opladen nach Remscheid-Lennep bezeichnet. Die 28 km lange Strecke wurde in den Jahren 1868 bis 1881 eröffnet, später zweigleisig ausgebaut und abschnittsweise 1983 bis 1991 für den Personenverkehr stillgelegt.

Die Balkanexpress-Trasse zweigt nördlich des Bahnhofs Opladen von der Bahnstrecke Köln - Wuppertal ab und führt parallel, aber meist mit einigem Abstand zu den Bundesstraßen 232 (jetzt L 291) durch Bergisch Neukirchen und Burscheid sowie zur B 51 durch Burscheid, Wermelskirchen und Bergisch Born nach Remscheid-Lennep. 

Der Radweg bietet viele Vorteile
Aufgrund der straßenfernen und kreuzungsfreien Streckenführung sowie des idealen Höhenprofils eignet sich die Balkantrasse in besonderer Weise für die Anlage eines Rad- und Wanderwegs. Die Trasse erschließt in idealer Weise die Rheinschiene mit dem Bergischen Land - und umgekehrt. Binnen kurzem könnte die Trasse zu einem touristischen Highlight der Region werden - mit vielfältigen Anschlussmöglichkeiten an das überregionale Radwegenetz, vielfach sogar auf weiteren ehemaligen Bahntrassen. Durch Freizeitradler aus dem Bergischen oder dem Sauerland könnten in Leverkusen neue Arbeitsplätze und Einnahmequellen (Gastronomie, Fremdenverkehr etc.) geschaffen werden.  

Auf dem westlichen Teilstück werden die Ortszentren von Opladen, Burscheid und Hilgen mit einer Vielzahl öffentlicher Institutionen, Arbeitsstätten, Einzelhandel und Freizeiteinrichtungen untereinander und mit umliegenden Wohnbereichen verbunden. Die Burscheider Straße (L 291, früher B 232) durch Bergisch Neukirchen und Pattscheid ist bisher nicht mit Radwegen ausgestattet, sodass durch den Bahntrassenradweg eine verkehrssichere und unfallverhütende Radverkehrsführung als Schulweg sowie für Alltags-und Freizeitradler entsteht.

Unterwegs auf dem Teilstück Burscheid

Förderprogramme des Landes
Woher soll das Geld für den Ausbau der Trasse kommen? Eine neue Chance eröffnete sich 2008 mit dem Alleenradwege-Programm des Landes NRW. Speziell der Umbau der Balkantrasse wird von Leverkusens Nachbarstädten Burscheid, Wermelskirchen und Remscheid bereits seit längerem betrieben. Ohne den Lückenschluss in Leverkusen, mit Anbindung an das Radwegenetz der Rheinschiene, würde der Balkanradweg allerdings in Pattscheid/Höhe Kuckenberg enden. 

Finanzierung des städtischen Eigenanteils 
Nach einer durch die Essener Bahnflächenentwicklungsgesellschaft (BEG) vorgenommenen Kalkulation würde der Ausbau des Balkanradwegs (inklusive Grunderwerb) auf der etwa 5,8 Kilometer langen Strecke knapp 1,7 Millionen Euro kosten. Bei einer Landesförderung von 75 Prozent entfiele mithin ein Eigenanteil von rund 425.000 Euro auf die Stadt. Hierbei wurden 20 Prozent „Pufferkosten" eingerechnet. Mit Blick auf die Haushaltslage sah sich die Stadt Leverkusen bisher allerdings außerstande, den städtischen Eigenanteil aufzubringen.  
Die große Sympathie, die das Projekt in der Leverkusener Bevölkerung genießt, wurde bereits im Jahr 2008 durch die Sammlung von 3500 Unterschriften für den Ausbau der Balkantrasse eindrucksvoll bestätigt. Nach wie vor ist die Befürwortung der Leverkusener Bürger ungebrochen. Insofern erscheint es realistisch, finanzkräftige Sponsoren zu gewinnen und über Spendensammlungen, Sachleistungen und bürgerschaftliches Engagement den notwendigen Eigenanteil zumindest zum Teil aufzubringen. 

Karl-Friedrich Weber, 1. Vorsitzender