Das Projekt

Beginnen lässt sich dieser Bericht über die Entwicklung des Projekts Balkantrasse wie ein Märchen. 

Es gab einmal eine Eisenbahnstrecke, die führte von Opladen über Burscheid, Wermelskirchen, Bergisch Born nach Remscheid-Lennep und darüber hinaus weiter ins bergische Land. Und weil das damals - vom Rhein aus gesehen – das Bergische Land eine unwirtliche Gegend war, wurde der dorthin fahrende Zug "Balkanexpress" genannt. 

Eines Tages wurde diese Strecke – wie so viele andere auch – stillgelegt und wucherte und wilderte vor sich hin. Das ließ viele Menschen nicht ruhen, denn ein solches Kleinod, sagten sie sich, dürfe man nicht verkommen lassen.

In vielen anderen Städten sah man das auch so und machte sich Gedanken über die Verwendung einer solchen Bahntrasse. Und schon bald kam der Gedanke auf, diese Strecke zu einem Rad- und Wanderweg auszubauen. Das hatte einen besonderen Reiz. Nicht nur weil es für viele ein romantisches Gefühl ist, sich auf einer früheren Eisenbahntrasse zu bewegen - da werden Kindheitsträume wahr. 

Vor allem aber stellt abseits aller Romantik ein Rad- und Wanderweg auf einer solchen Strecke ein einmaliges Freizeitangebot dar. Denn Eisenbahntrassen haben eine gleichmäßige und sanfte Steigung, die auch älteren Menschen und Familien mit Kindern, sogar Rollstuhlfahrern ermöglicht, mühelos in eine reizvolle Landschaft zu gelangen – weitab vom Autoverkehr.

Das sah man in der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen genauso und legte ein Förderprogramm auf („Alleenradwege-Programm“), mit dem 75 Prozent der Ausbaukosten bezuschusst werden sollten. 

Diese Landesförderung führte dazu, dass im ganzen Land auf stillgelegten Eisenbahntrassen ein weit verzweigtes Rad- und Wanderwegenetz im Entstehen begriffen ist, das über das bergische Land hinaus bis an die Ruhr im Norden und im Siegerland im Süden reicht. 

Leverkusens Nachbarstädte Burscheid, Wermelskirchen und Remscheid stiegen denn auch in dieses Förderprogramm ein, nicht aber die Stadt Leverkusen. Das lag entscheidend daran, dass sie wegen der angespannten Haushaltslage (Nothaushalt!) den erforderlichen Eigenanteil von 25 Prozent nicht meinte aufbringen zu können und darüber hinaus die Folgekosten für die Unterhaltung fürchtete. 

Damit könnte das „Märchen“ bereits – wenn auch schlecht – enden. Doch einige engagierte Menschen wollten sich damit nicht abfinden, vor allem der örtliche ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) ließ nicht locker und führte eine Bürgerbefragung durch. Innerhalb kürzester Zeit unterschrieben über 3000 Bürger die Forderung, den Ausbau der Trasse doch anzugehen. Letztlich bildete das Leverkusener Teilstück der „Balkantrasse“ den notwenigen Lückenschluss an die Rheinschiene.

Und so fügte sich dank der Beharrlichkeit des ADFC und vieler aktiver Bürger, dass schließlich ein Förderverein gegründet wurde, der es schaffte, rund 400.000 Euro an Spenden für den notwendigen Eigenanteil zu sammeln. Eine gewaltige Leistung des Vereins und zahlloser Spender, kraft denen aus einem Märchen doch noch Wirklichkeit wurde.

Karl-Friedrich Weber